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Tannhäuser – Opernheld und Minnesänger
Marktgemeinde Leopoldsdorf im Marchfeld - Opernheld und Minnesänger Tannhäuser

Am Hauptplatz von Leopoldsdorf im Marchfeld, gegenüber dem Rathaus, erstreckt sich ein kleiner Park mit schönen, alten Bäumen. Darin kann man sich nicht nur an einem Würstelstand laben, sondern dabei einen schönen Brunnen betrachten, in dessen Mitte der „Marktstein“ aus dem Jahre 1987 thront, dem Jahr als der Ort zur Marktgemeinde erhoben wurde.

Dieser trägt die Wappen von Österreich, Niederösterreich und zweimal von Leopoldsdorf, doch besonders bemerkenswert ist die Inschrift darunter. Denn sie verweist auf einen legendären Minnesänger aus dem Mittelalter, den berühmt-berüchtigten Tannhäuser!

Das Vermächtnis des Minnesängers Tannhäuser: Leopoldsdorf im Marchfeld erinnert an eine faszinierende mittelalterliche Legende.

Obwohl der Ort einiger urkundlicher Erwähnungen zufolge schon seit dem späten 11. Jahrhundert existiert haben mag, war Tannhäuser es höchstpersönlich, der Leopoldsdorf seine erste mit Sicherheit diesem Ort zuzuordnende Erwähnung bescherte. In seinem 14. Gedicht, das in der berühmten Manessischen Handschrift erhalten blieb, beklagt der Dichter, dass er keinen Mäzen mehr hat. Denn der letzte Babenberger-Herzog von Österreich, Friedrich II. war 1246 in der Schlacht an der Leitha gefallen. An seinem Wiener Hof hatte Tannhäuser ein gutes Leben, in der 5. Strophe des Gedichts schreibt er:

Ze Wiene hât ich einen hof, der lac sô rehte schône. Liupolzdorf was dar zuo mîn, daz lît bî Lûchsê nâhen. Ze Hinperc hât ich schœniu guot

In heutiges Deutsch lässt sich dies so übertragen: „Zu Wien hatte ich einen Hof, der lag so richtig schön. Außerdem gehörte mir Leopoldsdorf, das liegt nahe bei Lassee. Zu Himberg besaß ich schöne Güter.“

Leopoldsdorf wurde so Teil einer der ältesten Gedichtsammlungen deutscher Sprache, noch dazu von einem Minnesänger, der bald mit zahlreichen Legenden verwoben wurde. Am berühmtesten ist jene, die auf seinem 2. Gedicht basierte, worin er die Begegnung mit einer schönen Frau schilderte. Daraus wuchsen die Tannhäuser-Balladen, die im späten Mittelalter sehr beliebt waren. Tannhäuser soll dabei die Liebesgöttin Venus höchstpersönlich getroffen haben und blieb mehrere Jahre bei ihr im Venusberg und genoss das dortige Leben. Doch um nicht der Verdammung zu verfallen, pilgerte er nach Rom, um beim Papst Vergebung zu erbitten. Dieser verweigerte jedoch die Absolution, erst wenn Tannhäusers dürrer Pilgerstab wieder grünen würde, könnte er Vergebung erteilen. Mehrere Varianten schildern dann das Wunder des wieder sprießenden Pilgerstabes.

Die Tannhäuser-Sage blieb als Volkserzählung populär, doch erst mit Richard Wagner eroberte sie auch die Bühnen. Dessen 1845 in Dresden uraufgeführte Oper „Tannhäuser“ verwob die Sage von Venusberg und Stabwunder mit dem Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen und dem Sängerkrieg auf der Wartburg.

Ob Legende oder Oper, Tannhäuser fasziniert seit 800 Jahren. Historisch fassbar jedoch wird er wohl nur in Leopoldsdorf, jenem Ort, der einst sein Lehen war und den er in einem Gedicht besang.

Autor: Günter Fuhrmann

Günter Fuhrmann stammt aus dem nördlichen Weinviertel. Er hat seine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht und gestaltet  Ausstellungen und Museen, schreibt Bücher und dreht Dokus. In der Nachfolge zur Niederösterreichischen Landessausstellung 2022 im Schloss Marchegg suchte er im Auftrag der Region Marchfeld nach Marchfeld Geheimnissen. Wir präsentieren Ihnen hier eine Auswahl davon.

Für weitere Informationen, besuche die Website vom Weinviertel-Tourismus.