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Die Wasser von Groißenbrunn
Marktgemeinde Engelhartstetten - Die Wasser von Groißenbrunn

Groißenbrunn liegt an einer Geländekante bei der das Terrain zwischen Ortseinfahrt und Dorfzentrum um 15 Meter abfällt. Hier beginnt die weite Ebene des südlichen Marchfelds. Einst hieß der Ort Kressenbrunn, ein Verweis auf die Brunnenkresse die in dem quellreichen Dorf üppig gedieh. Oberhalb des Ortes liegen drei große Teiche hier wurde das Wasser für die Springbrunnen von Schlosshof gesammelt.

Der mittlere Teich hat die Form eines barocken Bassins und war 1754 Schauplatz eines in Österreich einzigartigen Schauspiels. Hier wurde für Kaiserin Maria Theresia eine Wasserschlacht veranstaltet bei der die Bauern aus Groißenbrunn auf 8 Booten gegeneinander kämpften.
Doch dies ist nicht das einzige Wasserdenkmal im Ort. Unterhalb der Kirche liegt eine wundertätige Quelle, die bei Augenleiden helfen soll. Wegen der guten Wasserqualität wurde auch das Trinkwasser für Schlosshof aus Groißenbrunner Quellen gewonnen.

Von Kressenbrunn bis Groißenbrunn. Ein historischer Schauplatz rund um Kaiserin Maria Theresia.

Die Teiche versorgten die Wasserspiele des knapp 3 Kilometer entfernten Schlosshof und wurden von Prinz Eugen angelegt. Doch der Höhenunterschied war nicht ausreichend. So ließ der Prinz eine Pumpe bauen, die das Teichwasser weitere 15 Meter höher hob. Folgt man dem bis heute „Am Reservoir“ genannten Weg erreicht man nach gut 400 Metern ein kleines Wäldchen, das sich an Stelle der weithin berühmten „Wassermaschine von Groißenbrunn“ befindet. Aus der Luft erkennt man deren Umrisse noch heute.
1754 lud Prinz Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen Kaiserin Maria Theresia und ihren Mann Franz Stephan zu einem dreitägigen Fest nach Schlosshof. Er hatte die Nichte und Erbin Prinz Eugens geheiratet. Nach dem Scheitern der Ehe hatte er Schlosshof erhalten, konnte sich den Unterhalt jedoch nicht leisten. Das prächtige Fest sollte das Kaiserpaar überzeugen, das Anwesen abzukaufen. Höhepunkt war der Nachmittag des 25. September 1754, eine Naumachia auf den Groißenbrunner Teichen.

Im Norden des barocken Mittelteichs gab es schwimmende Plattformen für die Majestäten, im Süden war ein Amphitheater mit 500 Plätzen errichtet worden. Quer über den Teich baute man einen Arkadengang mit einer Musikertribüne. Vor den Arkaden saßen auf sechs künstlichen Inseln, darauf Tiere in Kostümen der Commedia dell´Arte, Uhus als Harlekine, Bären und Ziegenböcke als Pulcinellas, Füchse als Hanswurst und Wölfe als Doktoren. Die Bauern des Ortes ruderten daraufhin auf insgesamt 8 Schiffen auf dem Teich herum und spielten, begleitet von Trompeten und Pauken, ein Seegefecht das darin gipfelte, sich mittels Wasserspritzen von den Booten herunter zu schießen.
Am Ende glitt eine mit Orangenbäumen, Statuen und Fontänen geschmückte Insel über den Teich zur Plattform der Majestäten um diesen zu huldigen, nach Stunden der Festlichkeiten kehrten die Gäste nach Schlosshof zurück. Das prächtige Fest zeigte Wirkung, Maria Theresia erwarb Schloss und Herrschaft, doch ein solches Fest wie 1754 würde sich nie wiederholen.

Engelhartstetten - die Wasser von Groißenbrunn © Ankomedia

In Niederösterreich heißen die Erdburgen Hausberge, da sie meist von einem „Festen Haus“ aus Stein bekrönt werden. In den Urkunden taucht diese  Burg Kopfstetten erst im 13. Jahrhundert auf, doch dürfte sie schon um das Jahr 1000 entstanden sein. Mitte des 15. Jahrhunderts wird sie zerstört, doch der gewaltige Erdkegel trotz den Zeiten.

Heute befindet sich auf der Plattform eine Barockkirche aus dem Jahre 1769, geweilt dem Hl. Bartholomäus aber ursprünglich eine Wallfahrtskirche Maria Schutz. Am Fuße des Hügels wurde ein Kreuzweg angelegt, seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Kirche wieder Ziel zahlreicher Wahlfahrten aus der Umgebung. Im Inneren überrascht der Barockbau mit einem Fresko aus den 1950er Jahren, das eine dieser Wahlfahrten zeigt.

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Autor: Günter Fuhrmann

Günter Fuhrmann stammt aus dem nördlichen Weinviertel. Er hat seine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht und gestaltet  Ausstellungen und Museen, schreibt Bücher und dreht Dokus. In der Nachfolge zur Niederösterreichischen Landessausstellung 2022 im Schloss Marchegg suchte er im Auftrag der Region Marchfeld nach Marchfeld Geheimnissen. Wir präsentieren Ihnen hier eine Auswahl davon.

Für weitere Informationen, besuche die Website vom Weinviertel-Tourismus.

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