Im Park von Schloss Marchegg, nur wenige Schritte vom Hauptgebäude entfernt, liegt die schlichte Gruftanlage der letzten Schlossbewohner. Es war eine Sensation, als sich im Zuge der Renovierungsarbeiten für die Landesausstellung 2022 herausstellte, dass der berühmte Architekt Clemens Holzmeister die Gruft entworfen hatte. Holzmeister zählte zu den bedeutendsten Architekten seiner Zeit, neben Meisterwerken in Österreich wie dem Krematorium in Wien, dem Festspielbezirk in Salzburg oder dem Wiener Funkhaus, wurde er durch die Planungen und Bauten für die türkische Hauptstadt Ankara weltberühmt.
Er konnte wie kein Zweiter Tradition und Moderne vereinen, so zitierte er auch für die Gruft in Marchegg barocke Formen und schuf dennoch ein schlichtes Grabmal im Stil der 1920er Jahre, geschmückt durch ein beeindruckendes Bronze-Kruzifix.
Barock und Moderne vereint.
Ein Werk von Clemens Holzmeister im Schlosspark Marchegg.
Nikolaus Fürst Pálffy von Erdöd ließ die Gruft für seine am 6. Juli 1925 verstorbene Frau Margarete errichten. Sie war im Alter von 68 Jahren nach längerer Krankheit auf Schloss Marchegg gestorben. Die beiden hatten eine glückliche Ehe geführt, die jedoch kinderlos geblieben war. Das Fürstenpaar Pálffy war strahlender Mittelpunkt der letzten glanzvollen Jahre des österreichisch-ungarischen Hochadels. Vor allem die Reitkünste der Pálffys wurden gerühmt, die Fürstin galt bei den herbstlichen Parforcejagden sogar als eine der besten Reiterinnen.
Ihr Mann, Fürst Nikolaus, war Husar und einer der besten Pferdezüchter seiner Zeit. Sein Reitstall stellte regelmäßig Sieger bei den Pferderennen in der Freudenau. Kaiser Franz Joseph ernannte den Fürsten 1915 zum Oberstallmeister. Er war der Letzte, der dieses hohe Amt innehatte, ihm oblag es, nach dem Ende der Monarchie die Pferde, Kutschen und Automobile des Hofes den Nachfolgerepubliken zu übergeben.
Nach 1918 wurde Marchegg zum Lebensmittelpunkt des Fürstenpaares. Doch die Leidenschaft für die hohe Schule der Reiterei endete nicht. Auf den Besitzungen des Fürsten rund um Marchegg fanden die wohl letzten Parforcejagden statt, die es in Österreich gab.
Der Tod seiner Frau stürzte den Fürsten in tiefe Trauer. Für sie ließ er die Gruft im Park anlegen und schuf dort auch einen Platz für seinen schon 1921 verstorbenen jüngeren Bruder Alexander und auch sich selbst. Fürst Nikolaus starb am 6. März 1935 im Alter von 74 Jahren in seinem Palais am Wiener Josefsplatz, die Begräbnismesse zelebrierte Kardinal Innitzer in der Wiener Augustinerkirche, danach brachte man den Sarg nach Marchegg in die Gruft.
Sein Cousin Ladislaus wurde der fünfte und letzte Fürst des Hauses Pálffy. Im Jahre 1945 war er 78 Jahre alt. Als in den letzten Kriegstagen Schloss Marchegg geplündert und auch die Familiengruft im Park geschändet wurde, konnte er dem nichts entgegensetzen. Er zog sich nach Heidenreichstein im Waldviertel zurück, wo er am 19. Jänner 1947 starb. Mit ihm endete die fürstliche Linie der Pálffys.
Autor: Günter Fuhrmann
Günter Fuhrmann stammt aus dem nördlichen Weinviertel. Er hat seine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht und gestaltet Ausstellungen und Museen, schreibt Bücher und dreht Dokus. In der Nachfolge zur Niederösterreichischen Landessausstellung 2022 im Schloss Marchegg suchte er im Auftrag der Region Marchfeld nach Marchfeld Geheimnissen. Wir präsentieren Ihnen hier eine Auswahl davon.