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Die Gottesburg von Baumgarten
Gemeinde Weiden an der March - Die Gottesburg von Baumgarten

Baumgarten an der March ist ein idyllischer Ort, geprägt von der turmgeschmückten ehemaligen Schule. Mit dem Turmkreuz an der Spitze und einer Uhr scheint es sich um einen Kirchturm zu handeln, doch der Schein trügt. Die Kirche liegt außerhalb des Ortes, auf halbem Weg zum Fluss wie auch zur Gasverteilerstation Baumgarten, einer der bedeutendsten Drehscheiben der europäischen Erdgasversorgung.

Nach einer lokalen Sage wurde die Kirche einst in der Mitte des Dorfs erbaut, doch da die Bewohner den Baumeister nicht bezahlen wollten oder konnten, trug dieser die Kirche auf seinem Rücken zur March, sie wurde ihm jedoch zu schwer, und so stellte er sie am jetzigen Standort ab.

Einer der wohl ältesten Kirchenbauten des Landes steht in Baumgarten an der March.

Es ist ein uralter Bau, wohl einer der ältesten Kirchenbauten des Landes überhaupt. 1187 erhielt das Stift Heiligenkreuz Grund im Gebiet von Baumgarten übertragen, ob das Stift hier eine Kirche bauen ließ oder schon eine bestand, lässt sich nicht klären. In den Urkunden taucht der Bau erst im 15. Jahrhundert auf, doch die Bauforschung lässt keinen Zweifel am Alter. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt der Ursprungsbau aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, die großen Steinquader des Langhauses wie auch des Unterteils des Chorturms sind typisch für diese Zeit.

Die Steine sind bemerkenswert, sie wurden von südlich der Donau hergebracht, wahrscheinlich stammen sie vom damals in Trümmern liegenden, römischen Carnuntum. An der Nordseite des Langhauses findet sich neben dem heute vermauerten Portal noch ein Trichterfenster aus der Erbauungszeit, dessen Laibung mit rot-weißen-Radialstrahlen bemalt wurde.

Weiden an der March - Die Gottesburg von Baumgarten © Briana Pfaffel

Auch an der Südseite, etwas rechts vom heutigen Portal der Kirche findet sich eine bemerkenswerte Malerei. In eineinhalb Metern Höhe wurde auf einen großen Quader ein Hirsch gemalt, der von drei Wölfen gejagt wurde. Die archaische Malweise hat eine Legende entstehen lassen, dass die Malerei prähistorisch sei und schon auf dem Stein drauf war, als dieser eingebaut wurde. Doch ist diese Malerei typisch für das Hochmittelalter, auch in ihrer Symbolik. Der Hirsch steht für Christus, die ihn jagenden Wölfe sind dämonische Wesen.

Das Mauerwerk des Turms zeigt die weitere Entwicklung der Kirche. Über den Steinquadern des 12. Jahrhunderts erhebt sich Bruchsteinmauerwerk mit Eckquadern aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, darüber ein wenig jüngere Bruchsteine ohne Eckquader. Der Turmabschluss stammt aus dem 18. Jahrhundert, ebenso wie das damals eingebrochene Fenster. Mit dem im Barock eingebauten Hochaltar und den beiden Seitenaltären erhielt das Innere Kirche dann ihr heutiges Erscheinungsbild.

Autor: Günter Fuhrmann

Günter Fuhrmann stammt aus dem nördlichen Weinviertel. Er hat seine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht und gestaltet  Ausstellungen und Museen, schreibt Bücher und dreht Dokus. In der Nachfolge zur Niederösterreichischen Landessausstellung 2022 im Schloss Marchegg suchte er im Auftrag der Region Marchfeld nach Marchfeld Geheimnissen. Wir präsentieren Ihnen hier eine Auswahl davon.

Für weitere Informationen, besuche die Website vom Weinviertel-Tourismus.