Marktgemeinde Weikendorf - Die gekreuzten Schlüssel
Man findet sie häufig in Weikendorf, meist goldfarben und auf blauem Grund, am Schlüsselbart ein Kreuzmuster. Es sind die Schlüssel des heiligen Petrus, dem im Matthäusevangelium vom auferstandenen Jesus die Schlüssel des Himmelreichs übergeben wurden. Als Petrusschlüssel sind sie im Wappen des Papstes zu finden, aber auch als Zeichen des berühmtesten Klosters von Österreich, dem Stift Melk.
Dort residierten die ersten Babenberger, als sie die Grenzen ihres Herrschaftsbereichs entlang der Donau Richtung Osten erweiterten, machten sie aus ihrer ersten Burg ein Kloster, das sie reich mit Gütern ausstatteten. Schon um 1074 soll Markgraf Ernst, der vierte aus der Familie der Babenberger, Weikendorf dem Stift Melk geschenkt haben, gesichert ist der Bau einer Kirche 1115.
Das Barockensemble von Weikendorf, ein Meisterwerk, geleitet von Melk.
Das Stift hatte mehrere Pfarren im Marchfeld inne, aber Weikendorf wurde zum wirtschaftlichen Hauptort der Region und von Melk aus geleitet. Nach den Zerstörungen des Türkenkriegs 1683 beschloss Abt Berthold Dietmayr diesen östlichen Vorposten seines Einflussbereichs ebenso prächtig auszubauen wie das Stift über der Donau. Barockbaumeister Jakob Prandauer, verantwortlich für das Wunder Melk, wurde nach Weikendorf entstand um den Kirchenbau zu vollenden und ein regelrechtes „Pfarrschloss“ zu errichten. Das Barockensemble, das nun in Weikendorf entstand, ist ein Meisterwerk der Architektur.
Eine Brücke führt über einen breiten Graben zum Pfarrhof mit seinem quadratischem, arkadengeschmückten Innenhof. Die Kirche ist mit dem Bau zu einer Einheit verbunden und wird von einem gewaltigen Turm mit doppelter Zwiebelhaube überragt. Letztere wurde nach ihrer Zerstörung durch einen Großbrand 1808 erst vor im Jahr 2000 wiederhergestellt. Der Turm wie auch Teile des Langhauses dürften noch aus dem Mittelalter stammen, wurden von Jakob Prandauer aber hochbarock überformt.
Von diesem Kirchenschloss ausgehend führt eine Grünanlage zur Marktstraße, an dessen Eingang eine prächtige Dreifaltigkeitssäule steht. Wie am Wiener Graben erhebt sich ein Wolkenobelisk über einen dreieckigen Sockel, geschmückt mit Statuen der Pestheiligen, der Jungfrau Maria und der Hl. Dreifaltigkeit auf der Spitze.
Folgt man der Marktstraße, gelangt man zum spätbarocken Rathaus. Auch dieses wird von einem Wappen mit den gekreuzten Schlüsseln von Melk geschmückt und trägt darüber eine Attika mit einer Statue der Justitia, der römischen Göttin der Gerechtigkeit.
Autor: Günter Fuhrmann
Günter Fuhrmann stammt aus dem nördlichen Weinviertel. Er hat seine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht und gestaltet Ausstellungen und Museen, schreibt Bücher und dreht Dokus. In der Nachfolge zur Niederösterreichischen Landessausstellung 2022 im Schloss Marchegg suchte er im Auftrag der Region Marchfeld nach Marchfeld Geheimnissen. Wir präsentieren Ihnen hier eine Auswahl davon.