Scroll Top
Der Prinz von Wagram
Stadtgemeinde Deutsch Wagram - Der Prinz von Wagram

Die große Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809 galt als letzter Sieg Napoleons. Der selbsternannte Kaiser der Franzosen war einige Wochen zuvor in der Schlacht bei Aspern geschlagen worden, der Nimbus der Unbesiegbarkeit war dahin. Mit einer bis dahin noch nie gesehenen Materialschlacht versuchte Napoleon das Schicksal zu wenden. Fast 300.000 Mann kämpften hier gegeneinander, das Schlachtfeld erstreckte sich über das ganze südwestliche Marchfeld. Über 72.000 Soldaten verloren ihr Leben, Soldatenfriedhöfe finden sich bis Obersiebenbrunn.

Noch nie hatte Napoleon einen so schweren Sieg errungen, in den offiziellen Bulletins wurden sogar die französischen Verluste heruntergespielt. Dennoch wurde in Frankreich Wagram als Sieg gefeiert. Die Avenue de Wagram verbindet den Triumphbogen mit der Place de Wagram, sogar eine Metrostation erinnert an die Marchfelder Stadtgemeinde.

C'est intéressant!
Deutsch Wagram und Paris - eine internationale Verbindung.

Doch um den Sieg auch in der neuen kaiserlichen Aristokratie Frankreichs zu verankern, erhob Napoleon seinen Stabschef Louis-Alexandre Berthier zum Prinzen von Wagram. Berthier war ein tüchtiger Stabsoffizier und stand Napoleon sehr nahe, doch strategisch geschickt war er nicht. Eine Fehlentscheidung von ihm hätte Napoleon beinahe den Sieg bei Wagram gekostet. Der frischgebackene Prinz von Wagram erhielt ein prächtiges Wappen, einen schwerthaltenden Arm mit einem schwarzen Medaillon am Ellbogen, darauf in Goldschrift ein großes „W“, rundherum in lateinischer Sprache „Seinem Kampfgefährten der siegreiche Kaiser“.

Dieser hatte dem neuen Prinzen auch gleich zu einer Prinzessin verholfen, auf Befehl Napoleons heiratete er Marie Elisabeth von Bayern-Birkenfeld aus einem Nebenzweig des damals mit Frankreich verbündeten neuen Königreich Bayern. So wurde der Prinz von Wagram zum Schwager des ersten „Herzogs in Bayern“, einer Familie die berühmt werden sollte, da die spätere Kaiserin Elisabeth ihr entstammte. Die schöne Sisi war die Großnichte des ersten Prinzen von Wagram.

Deutsch-Wagram - Pfarrkirche © Michael Himml

Als Napoleons Stern sank, wechselte der Prinz die Seiten und ging ins Lager des nach Frankreich zurückgekehrten König Ludwig XVIII. über. Doch dieser misstraute ihm und so floh der erste Prinz von Wagram aus Frankreich und starb unter bis heute ungeklärten Umständen bei einem Fenstersturz aus der Bamberger Residenz am 1. Juni 1815. Sein Sohn Napoleon Alexandre wurde zum zweiten Prinz von Bamberg und heiratete Zénaïde Françoise Clary die Nichte von Napoleons erster großer Liebe Desiree Clary. Diese hatte Napoleon jedoch nicht geheiratet, sondern dessen Marschall Jean-Baptiste Bernadotte, der vom schwedischen Reichstag zum König gewählt wurde. Seine Nachkommen regieren dort noch heute.

Der dritte Prinz von Wagram war mit Baronesse Bertha von Rothschild verheiratet, die dem berühmten Bankhaus entstammte. 1883 wurde ihr Sohn Alexandre geboren, der vierte Prinz von Wagram. Doch im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs fiel er im Mai 1918. Er hatte nicht geheiratet und hinterließ keine Nachkommen, so erlosch die Linie der Prinzen von Wagram ein gutes Jahrhundert nach der großen Schlacht im Marchfeld.

Autor: Günter Fuhrmann

Günter Fuhrmann stammt aus dem nördlichen Weinviertel. Er hat seine Leidenschaft für Geschichte zum Beruf gemacht und gestaltet  Ausstellungen und Museen, schreibt Bücher und dreht Dokus. In der Nachfolge zur Niederösterreichischen Landessausstellung 2022 im Schloss Marchegg suchte er im Auftrag der Region Marchfeld nach Marchfeld Geheimnissen. Wir präsentieren Ihnen hier eine Auswahl davon.

Für weitere Informationen, besuche die Website vom Weinviertel-Tourismus.

Hinterlasse einen Kommentar